1. Was ist DeepSeek?
DeepSeek ist ein KI-Chatbot, der seit Kurzem international für Schlagzeilen sorgt. Du kannst ihn sowohl im Browser als auch über eine App nutzen, völlig kostenlos. Dahinter steckt ein lernfähiges KI-Modell namens DeepSeek R1, das sich auf logisches Denken und Schlussfolgern («Reasoning Engine») spezialisiert hat.
Wichtig zu wissen: Im Vergleich zu klassischen Chatbots liefert DeepSeek häufig strukturierte und analytische Antworten. Vor allem im technischen Bereich, etwa beim Programmieren, punktet das System schon jetzt mit einer beachtlichen Trefferquote.
2. Was löste die plötzliche Aufregung aus?
DeepSeek tauchte gefühlt «aus dem Nichts» auf und eroberte in kürzester Zeit die Download-Charts. Gleichzeitig behaupten erste Benchmarks, dass DeepSeek R1 mit den etablierten US-Modellen von OpenAI, Google und Anthropic mithalten kann. In einer Tech-Branche, in der Innovation oft lange geplant und teuer erkauft wird, galt das zunächst als Überraschung und sorgte für Nervosität – nicht nur im Silicon Valley, sondern auch an den Börsen.
3. Wie unterscheidet sich DeepSeek von ChatGPT & Co.?
Fachleute vergleichen DeepSeek gerne mit ChatGPT und Google Gemini, weil alle drei Chatbots ähnliche Stärken haben: Sie können komplexe Sachverhalte in natürlicher Sprache erklären und technische Probleme lösen. DeepSeek beeindruckt speziell in Programmieraufgaben und soll laut Entwicklerangaben besonders ressourcenschonend trainiert worden sein.
Das Besondere: Während US-Modelle wie ChatGPT auf riesigen Rechenzentren basieren, behauptet DeepSeek, mit vergleichsweise wenig GPU-Leistung ausgekommen zu sein – und das in einem Land mit eingeschränktem Zugang zu den modernsten Chip-Technologien.
4. Ist DeepSeek wirklich Open Source?
Der Begriff «Open Source» wird oft missverstanden. Tatsächlich veröffentlicht DeepSeek nur die Gewichte (Weights) seines Modells frei zugänglich («Open Weight»). Das erlaubt es zwar, die trainierte KI herunterzuladen und lokal zu betreiben. Die eigentliche Modellarchitektur, Trainingsdaten und Source-Codes bleiben jedoch geheim.
Im engeren Sinne ist DeepSeek also kein vollständig offenes Modell. Dennoch haben Entwicklerinnen und Entwickler bereits begonnen, das Projekt zu analysieren und versuchen, eine völlig offene Version zu erstellen. Ähnlich lief es bei Metas Llama, dessen Quellcode zwar geleakt wurde, aber offiziell ebenfalls nicht vollständig freigegeben ist.
5. Was hat es mit den Vorwürfen des Datenklaus auf sich?
OpenAI und Microsoft untersuchen den Vorwurf, dass DeepSeek mithilfe von «Distillation» grosse Mengen an Daten von ChatGPT abgegriffen habe. Angeblich nutzte ein Entwicklerzugang, um gezielt Anfragen und Antworten zu sammeln, die dann fürs Training des eigenen Modells eingesetzt wurden. Wenn das stimmt, wäre das ein klarer Verstoss gegen OpenAIs Nutzungsbedingungen.
Ironie des Ganzen: Firmen wie OpenAI selbst bedienen sich für ihre Modelle gigantischer Datenmengen aus dem Internet, ohne dabei jeden Urheber um Erlaubnis zu fragen. Rechtlich steckt die ganze Branche hier noch in einer Grauzone.
6. Was bedeutet DeepSeek für Datenschutz?
Wie bei den meisten KI-Chatbots werden auch bei DeepSeek zahlreiche Nutzerdaten erhoben, darunter:
- E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Geburtsdatum
- Chats und sonstige Interaktionen
- Informationen über das Endgerät und IP-Adressen
Laut DeepSeek dienen diese Daten «betriebsinternen Zwecken» sowie der Verbesserung von Stabilität und Sicherheit. Ebenso wird darauf hingewiesen, dass Teile davon an Werbepartner weitergegeben werden können. Kritische Stimmen mahnen, dass der Firmensitz in China zusätzliche Fragen rund um staatliche Zugriffe auf Datensätze aufwerfe.
7. Wie steht es mit möglicher Zensur?
DeepSeek wird von einer chinesischen Firma entwickelt. So kursieren Berichte, dass politisch heikle Themen wie Tian’anmen, Tibet oder Regierungsangelegenheiten sensibel gehandhabt werden. Einige Nutzer berichten, dass entsprechende Suchanfragen blockiert oder nur sehr oberflächlich beantwortet werden.
Wichtig: Auch westliche Chatbots filtern Inhalte, nur sind dort andere Themenfelder stärker reglementiert (bspw. Gewalt, extremistische Inhalte). Entscheidend ist, wie transparent DeepSeek mit seinen Richtlinien umgeht. Im Moment fehlen hier noch klare Einblicke.
8. Wer steht hinter der Entwicklung von DeepSeek?
Initiiert wurde das Projekt von Liang Wenfeng, einem chinesischen Unternehmer und Ingenieur, geboren 1985. Liang erlangte zunächst Bekanntheit durch High-Flyer, einen Hedgefonds, der KI-basierte Handelsstrategien erfolgreich einsetzte. Mit den Gewinnen gründete er 2023 DeepSeek. Sein Ziel: Chinas Rückstand in der KI-Entwicklung zügig aufholen und letztlich eine «Artificial General Intelligence» (A.G.I.) erschaffen.
Obwohl Liang stark mit Tech-Themen verknüpft ist, gibt es wenig Hinweise auf eine direkte Verflechtung mit staatlichen Strukturen. Gleichwohl ist im chinesischen Tech-Sektor eine Zusammenarbeit mit Regierungsstellen meist unausweichlich – ob gewollt oder nicht.
9. Warum reagierten Börsen und Investoren so heftig?
In den letzten Jahren haben Anleger massiv in US-Tech-Giganten wie Microsoft, Alphabet, Meta und Nvidia investiert. Vieles basiert auf der Hoffnung, dass KI-Systeme zu neuen Geschäftsmodellen führen und hohe Gewinne erwirtschaften. Als DeepSeek verkündete, nur etwa 5,6 Millionen US-Dollar in das Training des Modells gesteckt zu haben, schockte das die Märkte – denn amerikanische Firmen sprechen von dreistelligen Millionen- oder gar Milliardenbeträgen.
Zentral: Bei KI-Systemen geht es nicht nur um Leistung, sondern auch um Kosten und Geschwindigkeit der Entwicklung. Wenn DeepSeek tatsächlich so günstig produziert wurde, wäre das ein Signal, dass das KI-Geschäftsmodell der US-Riesen unter Druck gerät.
10. Wie sieht die Zukunft von DeepSeek aus?
Ob DeepSeek nur ein kurzlebiger Hype ist oder zu einem echten Global Player aufsteigt, muss sich erst zeigen. Die Konkurrenz in Form von ChatGPT, Google Gemini und weiteren AI-Start-ups schläft nicht. Unabhängige Tests bescheinigen DeepSeek aber schon heute ein beeindruckendes Leistungsniveau.
Entscheidend wird sein:
- Wie stabil und skalierbar ist DeepSeek langfristig?
- Kann das Team um Liang Wenfeng weitere Innovationen liefern?
- Wie reagiert die chinesische Regierung auf den rasanten Erfolg?
- Und wird sich DeepSeek auf dem Weltmarkt behaupten, insbesondere wenn es um Datenschutz oder Zensur geht?
Klar ist: DeepSeek hat einen Nerv in der Tech-Welt getroffen und zeigt eindrücklich, dass auch mit vergleichsweise geringen Budgets beachtliche KI-Erfolge möglich sind. Dadurch steigt der Druck auf alle Marktteilnehmer – und das Rennen um die besten Modelle wird noch spannender.
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